Pfarrer Wolfgang Graf sagt "tschüss"

„Bist du der Gohott?“ Immer habe ich diese Frage im Ohr. Hinten raus mit dem Schwung im Wörtchen Gott verbunden, Go-hott, das das Wort zu einem kindlich betonten Fragewort macht. Und ich habe die Frage oft gehört, wenn ich in der KiTa Geschichten aus der Bibel erzählt und Andachten gemacht habe. Der Go-hott hat ja für die Kinder erst einmal keine inhaltliche Füllung.

Das könnte alles sein, und jeder. Was antwortet man darauf? Da die kindliche Frage ganz ernsthaft ist, muss ich auch ernsthaft antworten. Also lautet die Antwort Nein. Aber mit einem Zusatz versehen, etwa so: „Nein ich bin nicht Gott, aber ich arbeite für die Kirche und wir von der Kirche erzählen immer von Gott. Das ist unsere Aufgabe.“ Kinder nehmen mich ernst, also nehme ich auch die Kinder ernst. Solche und andere Gedanken haben wir oft besprochen, mit Eltern, z.B. wenn es darum ging, „Was sage ich meinem Kind, wo Opa nach seinem Tod ist?“ Ist Opa im Himmel? Wir wissen doch selbst keine ganz genaue Antwort, die auf die kindliche Frage passen könnte. Ganz egal, ob wir nun gläubige Menschen sind oder nicht. Das Kind stellt schließlich keine Frage nach der Richtigkeit religiöser Ideen, sondern ist in seinem Leben vom Tod berührt und will damit klarkommen. Was hilft also? Auf keinen Fall sollte ich das Kind mit meinen Theorien überfrachten, selbst wenn ich denke, es sei kindlich genug. Die Rückfrage: „Was meinst du denn?“ ist oft schon hilfreich. Das Kind bietet uns meist etwas an. Einen Gedanken, eine Vorstellung. Daran kann ich anknüpfen.

Wenn wir glauben, können wir dann auch davon reden, dass „Opa“ bei Gott ist. Aber eher so, dass wir bei Bildern bleiben. „So wie ich dich lieb habe und so wie du bei mir im Herzen bist, so ist Opa in unserem Herzen und auch in Gottes Herz….“ Mit Kindern reden lernen ist eine große Schule für alle Gespräche, die über Job und Euro hinausgehen, die auf die tieferen Dinge des Lebens zielen, auf Liebe, Beziehung, Sorge und Ängste, Hoffnung und Sehnsucht. Wir lernen, zu hören, was einen Menschen bewegt und wir lernen zuzuhören, ohne etwas zu wollen. Nur hören, ernst nehmen. Auch das ist Religion. Mehr als drei Jahrzehnte habe ich in Kitas gearbeitet. Mehr als dreißig Jahre Lehrzeit. Die kleinen Menschen sind große Lehrer und Lehrerinnen. Viele Erinnerungen aus dieser Zeit trage ich in mir und bin dankbar.

Herzlich
Wolfgang Graf, Pfr. i.R.


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